
Schöner Schein, ’so tun als ob‘ und Abzocke. Betrug im Yoga ist gang und gäbe.
Hoppala, habe ich das wirklich geschrieben? Ja, habe ich. Und über die klassischen Betrügereien im Yoga-Business spreche ich heute in diesem Blog Beitrag.
Hauptsächlich gehe ich dabei auf den Bereich Betrug im Bereich Yoga-Ausbildungen ein. Hier kann man sehr gut das eine sagen und verkaufen und das andere tun.
Und natürlich wird dieses Feld auch in meiner ganzheitlichen Yoga-Ausbildung thematisiert. Dieses wichtige Thema gehört in den Bereich Ethik. Nicht im Kontext eines erhobenen Zeigefingers, das ist in meinen Augen unnötig. Sondern im Kontext der Information, der Verpflichtung zur Ethik, Aufrichtigkeit, Integrität, Vollständigkeit, Professionalität und Aufklärung. Was Du draus machst, ist Deins.
Wo gibt es Betrug im Yoga?
Betrug kommt generell immer dort vor, wo Menschen im Spiel sind. Und Verlangen, wie die Gier. Die Natur kennt keinen Betrug. Und die Essenz des Yoga ebenso wenig.
Betrug ist ein Straftatbestand im deutschen Strafrecht, geregelt in Paragraph 263 STGB. Betrug ist auch eine Bewertung und Wertung, ebenso ein Vorwurf.
„Ich fühle mich betrogen“, diesen Satz kennen wir alle. Dieser Satz ist jedoch bereits eine Interpretation, die eine Anklage impliziert. Daher plädiere ich hier an dieser Stelle und generell für Sachlichkeit, und Neutralität.
Verlangen, Gier können wir nicht be- oder abstrafen. Wir können uns selbst beobachten, wahrnehmen, prüfen und entscheiden nach welchen Werten wir leben möchten. Solange wir wählen können, wie wir leben und leben möchten, wie wir uns verhalten … ist alles (Gute) möglich. Oftmals besteht diese Wahl in unserer toxischen Gesellschaft nicht. Auch dessen dürfen wir uns bewusst sein.
Betrug sollte sachlich und neutral gesehen werden. Wie es zwar im Strafrecht idealerweise sein könnte, in der Realität bedauerlicherweise auf höchstem Niveau oftmals scheitert.
Betrug ist Teil der kapitalistischen Welt, die viele Forscher als von Narzissmus durchdrungen und geprägt beschreiben.
Im Yoga kommt Betrug da vor, wo keine Stelle diesen Betrug reguliert und eingreift. Wo jeder mitmacht. Zum jeweils eigenen Vorteil. Aus der Yoga-Perspektive ist der Begriff dafür Boga anstatt Yoga. Boga beschreibt das, was schnelle Erfolge verspricht, dem Lustprinzip, dem Verlangen und der sofortigen Bedürfnisbefriedigung der Persönlichkeit (des Ego kann man auch sagen) dient. Das Erreichte ist nicht von langer Dauer, es nährt nicht Dein Herz.
Stellen, die in der Theorie im Bereich ‚Betrug im Yoga‘ regulierend eingreifen könnten, tun das in der Praxis nicht. Das ist akzeptabel. Ob es ethisch und klar ist, steht auf einem anderen Blatt. Wenn Du als Yogaverband oder als Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP) davon weißt, bestünde natürlich die Möglichkeit präventiv und regulierend einzugreifen. Nicht strafend, oder abstrafend. Aber klärend.
Es gilt jedoch das Prinzip, dass sich die Menschen, die eine Yoga-Ausbildung absolvieren möchten, eben selbst eigenständig informieren können. Das stimmt.
An die Selbstverantwortlichkeit eines jeden Erwachsenen zu appellieren ist daher verstehbar und eine veritable Perspektive. Ein jeder so, wie er möchte.
Eine Perspektive des Appels an die Eigenverantwortung kann aber auch möglicherweise eine Interessenlosigkeit zeigen schlafende Hunde zu wecken, umgekehrt also ein Interesse daran, eben nicht einzugreifen und alles so zu lassen wie es ist. Die intrinsische Motivation dahinter bleibt verborgen.
Betrug im Yoga finden wir also in den Bereichen, wo aus Yoga Kommerz und Konsum wird. Der eine verkauft ein Produkt, wo mehr drauf steht/etwas anderes drauf steht als drin ist und der andere konsumiert ohne zu prüfen, und ist damit auch zufrieden.
Worauf kann ich achten.
Achten können Sie auf folgendes:
- Eine angebliche ZPP Zulassung beziehungsweise Zertifizierung wird durch die Yoga-Ausbildung garantiert.
Kann nicht sein. Bitte schauen Sie auf die Webseite der ZPP und des GKV und studieren Sie die entsprechenden Vorschriften.
Auch das Geschäftsmodell der wie Pilze aus dem Boden wachsenden vielen Online Yoga-Ausbildungen, mit denen man bei der ZPP angeblich zertifiziert ist: das entspricht nicht der Wahrheit.
Online Yoga-Ausbildungen sind laut eines persönliches Gespräches mit der ZPP (und so steht es im Leitfaden detailliert beschrieben) für den fachpraktischen Teil, wie er für Yoga als Form der fernöstlichen Entspannungsverfahren vorgeschrieben ist, nicht erlaubt! Punkt.
Meine Teilnehmerinnen des gestern zu Ende gegangenen 200h Kurses der FOUNDATIONS of YOGA Grundausbildung (200h mit 200+ UE à 45 Minuten) hatten in ihrer letzten Hausaufgabe die Aufgabe, den Markt der Yoga-Ausbildungen mit ZPP Zulassungs-Versprechen zu prüfen. Ich kann ja viel sagen, aber wenn Du etwas selbst machst, ist es Deine Erfahrung, Dein echtes Wissen.
Ich vertrete die Sicht, nur das aus eigener Erfahrung gewonnene Wissen ist echt.
C. hat dadurch jetzt ihr erstes graues Haar bekommen (tut mir echt Leid), weil die Recherche zu Tage brachte, wie lauwarm, unübersichtlich und vor allem ungenau und schwammig die Darstellungen der Yoga-Institute in diesem Punkt sind. Und das kann sehr ernüchternd sein.
Die Recherche zeigte, dass das was diese Institute anbieten so gut wie nicht mit dem im Leitfaden Prävention geforderten Curriculum übereinstimmt.
Eine sehr aufwendige, ernüchternde und letztlich doch erhellende Recherche. So können meine wunderbaren Absolventinnen nämlich ganz anders ihre künftigen Teilnehmer und andere Yoga-Interessierte informieren und sehen selber auch den Markt aus einer realistischen Perspektive.
Die ZPP rät, dass Yoga-Adepten bei der ZPP selbst anrufen und sich informieren. Tipps und Empfehlungen für eine fundierte Yoga-Ausbildung werden von der ZPP nicht getätigt. Es wird informiert und es werden Fragen beantwortet, und schlussendlich auf den Leitfaden Prävention verwiesen.
Je nach dem, auch das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, wer da gerade an der anderen Seite der Leitung als SachbearbeiterIn ist, ist solch ein Telefonat mit der ZPP mehr oder weniger befriedigend.
Ein Laie kann all das meist schlichtweg gar nicht unterscheiden, erkennen und wissen.Also warum handeln wir nicht alle transparent und ehrlich. Beziehungsweise wieso leben wir nicht die Prinzipien des Yoga?
Bei uns können Sie einzelne Bereiche des Leitfadens Prävention absolvieren. Hier beschreibe ich das ein bisschen: https://yoga-ausbildung-muenchen.com/unsere-yoga-ausbildung/yoga-stresspraeventionskurse-zpp/
Und ich beschreibe auch, wie entsetzt laut ZPP Mitarbeiterin, eben die Yogaausbildungs-AbsolventInnen sind, die die Prüfung zur Kursleiteranerkennung nicht überstehen, weil ihre teuer bezahlte Yoga-Ausbildung den Voraussetzungen der ZPP gar nicht entspricht.
Ich verstehe das Argument der ZPP: prüft doch einfach vorher und informiert Euch.
Auch ich empfehle ein persönliches Gespräch. Und auch ich kann keine Yoga-Ausbildungen empfehlen, das darf jeder selber prüfen und entscheiden. Ich berate und unterstütze gerne dabei.
- Wie viele Stunden werden in einer Yoga-Ausbildung verkauft, wie viele bekomme ich tatsächlich?
Zugegeben, das ist ein Punkt, den ich nicht verstehen kann. Wieso bezahle ich für etwas, wenn ich dann weniger bekomme? Hauptsache, so scheint es, die höhere Anzahl an Stunden steht am Ende auf dem Zertifikat. Ich hab sie ja bezahlt, auch wenn ich sie nicht bekomme. Hä? Diese Logik erschließt sich mir nicht.
Es ist gang und gäbe, dass – ich schätze– rund 50% – 80% der Yoga-Ausbildungs-Institute, die mit Yoga Alliance akkreditierten Yoga-Ausbildungen werben, nicht die Stundenzahl geben, die sie verkaufen. Diese Tatsache ist ebenfalls, laut persönlichen Gesprächen, der Yoga Alliance nicht unbekannt.
Vielleicht denken wir, dass wir gerade und besonders im Yoga doch vertrauen können (müssen). Naivität schützt vor Erfahrung nicht.
Ich habe das Gefühl, das wäre auch eine zu leichte Erklärung für dieses Phänomen.
Leute: eine Yoga-Ausbildung, die 14, 16 oder 20 Tage dauert wird schwerlich am Ende 200 Stunden à 60 Minuten (also Zeitstunden) leisten können. Das liegt doch auf der Hand und ich meine, das sagt der gesunde Menschenverstand oder auch Adam Riese.
Selbst, wenn der Kurs laut Stundenplan um 9.00 Uhr startet und bis 18.00 Uhr dauert: da sind mindestes (!) 1 bis 1,5 Stunden Pause dabei. Und auch die Yoga Alliance hat ein Curriculum. Ich, als Profi, kann das schnell erkennen, ob ein Institut das leistet.Je nach Yoga Alliance Registrierungszeitpunkt, nach Stundenzahl der jeweiligen Yoga-Ausbildung (RYT 200, 300, 500) gelten unterschiedliche Kriterien. Mit Selbststudium oder ohne solches. In der RYT200 Yoga-Ausbildung sind es bei meinem Institut zum Beispiel 180 Stunden Kurs und 20 Stunden Selbststudium. Natürlich darf ich auch mehr Kurs und mehr Selbststudium integrieren. Selbst dieses Minimum halten jedoch die oben Genannten meist nicht ein.
Und bei Instituten, die ‚jünger‘ sind als meines, fällt das Selbststudium ganz weg für die Anrechnung und es müssen 200 Stunden komplett (ohne Selbststudium) sein. Da hält kaum einer, was er da verspricht.Meine eigenen, von mir absolvierten Yoga-Ausbildungen, haben das zum Teil schon vor 20 Jahren gemacht, diese ‚Betrugs-Spielereien‘. In England sagte ich damals etwas dazu, und schwupp: ab der Gruppe nach mir wurde erst einmal ein ganzes Kurswochende hinzu addiert. Hat mich gefreut. Danke.
Früher wurden alle Stunden auch noch als Zeiteinheiten à 45 Minuten gemessen, das war internationaler Standard und üblich. Auch in Schulen.
Natürlich darfst und kannst Du als Anbieter schreiben 50h, 100h oder 200h oder „Stunden“, wenn Du auch darüber aufklärst (bei mir steht es auf den jeweiligen Modul-Seiten im Bereich Abschluss & Zertifikat) wie Du diese rechnest. Mit oder ohne Selbststudium, als Zeiteinheiten à 45 Minuten, 50 Minuten (wie bei Physiotherapie, Psychotherapie, Osteopathie zum Beispiel).
Die eigene Yoga-Praxis zum Beispiel fließt nicht in die Zertifikate hinein.Ich kann mir gut vorstellen, dass es Bereiche gibt, wo wir gerne schnell fertig sein wollen. Bei einem unangenehmen Termin (Zahnarzt?, Scheidungstermin?) sind wir mitunter heilfroh und dankbar, wenn dieser deutlich kürzer andauert als angesetzt. Bei Sachen, die ich mag und genieße, möchte ich eben gerne die ganze Zeit auskosten.
Fazit
Wenn ich eine Yoga-Ausbildung absolviere, ob mit oder ohne ein Zertifikat, möchte ich doch tiefer in den Yoga eintauchen. In seine Philosophie, seine Weisheit, seine Werte. Alles lernen, was meine Yoga-Praxis stabil, angenehm, sicher und gesund werden lässt. Und was mich nachhaltig bereichert und erfüllt. Und vielleicht finde ich eine neue, berufliche Perspektive und ein neues Feld.
Ist es dann im Sinne all dessen, wenn ich Zertifikate kaufe oder eben auf der anderen Seite verkaufe? Auf denen etwas steht, was nicht der Wahrheit entspricht? Ich meine nein.
Vielleicht sind diese Werte von Anstand, Wertschätzung und Respekt altmodisch und unbequem. Das darf jeder für sich selbst prüfen, wählen und entscheiden.
Das war’s auch schon. Ich hoffe ich konnte etwas mehr zur Aufklärung und zur Information im Yoga-Business beitragen. Falls Sie Fragen haben, freue mich sehr von Ihnen zu hören. Rufen Sie mich gerne an oder schreiben mir.
Wählen Sie Ihre Yoga-Ausbildung nach dem Herzen. Denn das sieht was ist. Das Auge sieht was nicht ist.
Toi Toi Toi & herzliche Grüße!
Ihre
Stella van Hasselt
